Ratzeburger Dom

Grabplatte und Epitaph im Ratzeburger Dom


Der wolehrwürdiger und Edler Herr Hartwig v. Bülow zu Pokrent erbgessessen, ist Anno 1568 am Dingstage nach Dionisi geboren, Anno 1574 Domherr geworden Anno 1611 der zwölfter Domdechand erwehlet Anno 1639 den 11. Iuni im festen Glauben an Christum gestorben, seines Alters im 71 Iahr, dessen Seele nunmehr in Gott ruhet.

Oben:
Dem wolehrwürdiger und Edler H.Hartwich v Buelow zu Pokrent Erbgesisse A° M.D.LXIX am Dingstag nach Dionysii geboren A° M.D.LXXI. Domherr geworden A° MDCOX in die Residenz alhir getrete A° MDCXI
Der zwölfter Domdechant erwehlet A° MDCXXXIX.XI Iuni in festem Glauben an Christi gestorben Dessen Corper an diesem Ort ruhet der fröhlichen Aufferstehung zum ewigen Lebe erwartend.

Mitte:
Iesus spricht zu Martha
Iohan XI
Ich bin die Auferstehung und das Leben wer an mich glaubet der wird Leben ob er gleich sterbe.

Es handelt sich demnach um Hartwig III-16.

Der Dingstag ist Dienstag

Bei Dionysius handelt es sich um den Heiligen Dionysius und Bischof von Paris.

Der Dionysiustag ist der 9. Oktober, der im Jahr 1568 auf einen Mittwoch fiel.

Der Dienstag danach ist also der 15.10.

Auch diese Angabe fehlte in der Genealogie, so dass davon auszugehen ist, dass unsere Genealogen sich nicht die Mühe gemacht haben, den Ratzeburger Dom aufzusuchen, um diesem erfolgreichen und reichen Kleriker (wer wird schon mit 6 Jahren Domherr) die Ehre zu erweisen.

Die Texte auf der Grabplatte finden sich in gekürzter Form am Epitaph.

Nett ist die Formulierung: Dessen Corper an diesem Ort ruhet der fröhlichen Aufferstehung zum ewigen Lebe erwartend.

Da war man 1641, auf welches das Epitaph datiert ist, sicher, dass die in Zuversicht begangene Wartezeit im Purgatorium schon abgeschlossen sein sollte. Somit handelte es sich um einen nach damaliger Einschätzung guten und frommen Christen mit wenigen Sünden, die im Fegefeuer gereinigt werden, ca. 1 Sünde pro Stunde. Wissenschaftlich lässt sich das nicht belegen 😉 Auch Jesus erstand schon nach 3 Tage aus dem Purgatorium, Lazarus wurde nach 4 Tagen von Jesus erweckt (auf das der Text auf der Grabplatte Bezug nimmt) oh Herr, er stinkt schon s.a. Joh 11,39 (Thomas)

 

1. Zeile: Dem Dreieinigen Gott Zu Hartwich von Bülow, von
2. Zeile: Dessen Verordneten verschaffet worden

3. Zeile: Ratzeburg im Iahr Christi M. DC. LXXIIII.

 

linkes Seitenschiff mit Epitaph und Grabplatte

Mittelschiff, Blick vom Altar auf Orgel

rechte Seitenschiff

In einem Seitenraum vor der Orgel auf der linken Seite (Richtung Chor) befindet sich der Rahmen des barocken Altars mit Wappen, den Vetter Hartwig gestiftet und mit silbernen Apostelfiguren geschmückt hatte. Diese wurden zu Beginn des 19. Jh. gestohlen, übrig blieb nur die Christus – Figur, die bis heute im Hauptaltar steht.

Auf der Rückseite des Chorgestühls befindet sich zudem ein geschnitztes Wappen von Detloff v. Bülow , Hundorf (III-35, 1592-1662), einem Neffen von Hartwig.

Beide waren Domherren in Ratzeburg und wurden zu Domdechanten gewählt, denen die Leitung der inneren Organisation des Domkapitels (Versammlungen, Wahlen) oblag.

Zu dieser Zeit waren die Domherren weltliche Würdenträger, die nicht dem Zölibat unterlagen und außerdem ihre Güter bewirtschaften und bewohnen konnten, bei unseren Vettern Pokrent und Hundorf. Domherrenstellen waren also eine erfreuliche Pfründe. Allerdings war im westfälischen Frieden festgelegt, dass nach dem Tod des letzten Domherrn das Domkapitel geschlossen werden sollte. Das geschah 1683. Danach fiel des Landgebiet des ehemaligen Bistums Ratzeburg an den Herzog von Mecklenburg.

Hinter der Orgel befinden sich die Rosette und die Gedenkfenster unserer Familie für die Kriegsopfer des 2. Weltkriegs von 1971. Leider sind sie durch die gewaltige neue Orgel aus den 1980er Jahren ziemlich verdeckt. Darüber war der Familienverband seinerzeit nicht sehr erfreut.

Thomas hat recht, der Ratzeburger Dom als eine der ältesten Backsteinkirchen lohnt einen Besuch. Und dann sind noch so viele Bülow – Denkmäler darin vorhanden. (Detlev-Werner, Familienhistoriker)

Der Dank für die neuen Bilder geht an Friedrich. (04.10.2025)