Literatur

 

  • Gesammelte Prosa von Loriot und Vicco von Bülow
    (Gebundene Ausgabe – Oktober 2006)
  • Loriot – Gesammelte Werke
    (7 DVDs) von Evelyn Hamann und Vicco von Bülow (DVD – 2005)
  • Menschen, Tiere, Katastrophen
    von Loriot und Vicco von Bülow (Taschenbuch – August 1992)
  • Loriot – Ödipussi
    von Evelyn Hamann, Katharina Brauren, Rolf Wilhelm, und Vicco von Bülow (DVD – 2001)
  • Szenen einer Ehe in Wort und Bild
    von Loriot und Vicco von Bülow (Gebundene Ausgabe – März 2005)
  • Mauritius. Merian live!
    (Merian live) von Friederike von Bülow (Taschenbuch – Mai 2006)
  • Tessin. Lago Maggiore. Luganer und Comer See (Merian live)
    von Friederike von Bülow (Broschiert – März 2007)
  • Männer und Frauen passen einfach nicht zusammen
    von Loriot und Vicco von Bülow (Gebundene Ausgabe – August 2006)
  • Loriot – Pappa ante portas
    von Evelyn Hamann, Gerrit Schmidt-Foß, Rolf Wilhelm, und Vicco von Bülow (DVD – 2001)
  • Die CIA und der 11. September – Internationaler Terror und die Rolle der Geheimdienste
    von Andreas von Bülow (Taschenbuch – Oktober 2004)
  • Loriot’s Kleiner Opernführer
    von Loriot und Vicco von Bülow (Gebundene Ausgabe – Oktober 2005)
  • Die Ordnung der Worte
    Roman von Pal H. Christiansen und Christine v. Bülow (Gebundene Ausgabe – 2 April 2007)
  • Peter und der Wolf
    Mit CD. Ein musikalisches Märchen (Bilderbücher) von Sergej Prokofjew, Jörg Müller, Loriot, und Vicco von Bülow
  • Der kleine Männererkenner
    Was sie sagen, was sie meinen, was sie tun von Trixi von Bülow (Broschiert – Januar 2007)
  • Aus dem Leben einer Tagediebin
    Ginny G. von Bülow (2009), weitere Werke auf http://ggvbuelow.de
  • Roxy, Johann von Bülow, 2023

F.A.Z. – Feuilleton Dienstag, 18.04.2023

Jedem ein Skateboard

Johann von Bülows Debütroman „Roxy“

Marc ist auf dem Weg zur Beerdigung seines ehemals besten Freundes Roy. Auf der Autofahrt nach München blickt er auf sein halbes Leben zurück – und auf die Freundschaft mit dem Verstorbenen. Seit der ersten Begegnung in der Schule war der introvertierte Marc von der Leichtigkeit, mit der dieser Draufgänger, der eigentlich Robert heißt, durchs Leben glitt, fasziniert. Eine enge, komplizierte Freundschaft entstand. Während Marc, der aus einfachen Verhältnissen kommt, nach dem Abi aus seiner Welt auszubrechen versuchte, indem er Schauspieler wurde, hatte der aus einer vermögenden Familie stammende Roy von Geburt an alle Möglichkeiten. Marc beneidet ihn nicht nur wegen dessen finanzieller Unabhängigkeit. Noch mehr ist es Roys Selbstsicherheit, sein Elan, Dinge anzupacken, was Marc oft an sich selbst vermisst. Der schmale Grat zwischen Freundschaft und Konkurrenz ist es, der die Beziehung zwischen beiden ausmacht – und sie letztlich zerstört. Retrospektiv nimmt Johann von Bülow den Leser mit in Marcs junges Erwachsenenleben, ins München der Achtzigerjahre. Wir begleiten ihn und Roy ins „Wohnzimmer ihrer Jugend“, das „Roxy“. Als Schauplatz mancher durchzechter Nächte spielt der titelgebende Club allerdings nicht eine so zentrale Rolle wie erwartet. Anders als eine Europareise auf der Luxusyacht von Roys Vater. Gemeinsam mit zwei anderen Freunden verbringen die zwei Jugendlichen dort ihren letzten Sommer vor dem Abitur. In einem spanischen Club trifft Marc auf Carolin, die gerade als Model durch Europa tourt. Fortan geht sie Marc nicht mehr aus dem Kopf. Wie sollte es anders sein: eine Sommerbekanntschaft, die alles verändern wird. Doch so vorhersehbar die Geschichte bis dahin erscheint, verläuft sie nicht weiter. Die wachsende Beziehung zwischen Carolin und Marc verleiht den eher blassen Figuren mehr Farbe. Marc, dessen Angst vor Zurückweisung und mangelndes Selbstvertrauen ihm in entscheidenden Augenblicken im Wege stehen, hegt den Wunsch, sich zu verändern: „Muss man sein Leben lang der sein, als der man geboren wurde? Wie viel Freiheit besitzen wir überhaupt, uns weiterzuentwickeln? Wer legt das eigentlich alles fest, wer man ist?“ Das sind Fragen, die natürlich nicht unbedingt durch Originalität bestechen, die sich aber wohl jeder schon einmal während der Adoleszenz gestellt hat. Dass Marc beschließt, Schauspieler zu werden, überrascht nicht. Was seine Großmama über seinen Berufswunsch denkt, hingegen schon. „Gute Schauspieler müssen leere Gefäße sein, ohne eigenen Inhalt. Erst, wenn man die Gedanken anderer, tatsächlich kluger Leute in sie hineinschüttet, kommen sie zur Geltung.“ Und so, wie die Beziehung zu Carolin ein Auf und Ab ist, verläuft auch Marcs Freundschaft zu Roy nicht geradlinig: „Er zog sich einen freien Stuhl heran, setzte sich direkt neben Carolin und fing an, sich mit ihr zu unterhalten. Einfach so. Marc konnte es nicht fassen. Und hasste sich dafür, dass er selbst wie gelähmt sitzen blieb.“ Umso ergreifender ist für Marc die emotionale Reise, auf die er sich begibt: zu dem verstorbenen Freund, zu dem zuletzt Funkstille herrschte. Und so mischt sich in den eintönigen Coming-of-Age-Klang eine schwermütige Melodie. Es geht um verpasste Chancen und darum, die verbleibende Zeit mit jenen Menschen zu verbringen, die einem wichtig sind. Es scheint kein Zufall zu sein, dass Marc und Carolin immer wieder Milan Kunderas Roman „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ zur Hand nehmen. Obwohl regelmäßig Namen von Schauspielern, Filmen und Songs aus den Achtzigern eingestreut werden, mag das Gefühl, das der Autor zu vermitteln versucht, nicht richtig ankommen: „Nachdem sie ‚Zurück in die Zukunft‘ gesehen hatten, musste jeder sofort ein Skateboard haben wie das im Film. Beide trugen Daunenweste und rot-weiße Nikes, wie Marty McFly, gespielt von Michael J. Fox.“ Während man bei solchen Beschreibungen gelegentlich abschweift und eine logischere Erzählstruktur dem Roman gutgetan hätte, hallt das versöhnliche Ende doch noch länger nach. Anna-Louisa Schönfeld