Ratzeburger Dom

Im Ratzeburger Dom existieren folgende Gegenstände (Stand Oktober 2025) mit Bezug zur von Bülow’schen Familie:
- Grabplatte von Hartwich von Bülow (im nördliche Seitenschiff, östliches Ende)
- Epitaph, gefertigt von Gebhard Jürgen Tidge (im nördliche Seitenschiff, östliches Ende; rechtts neben der Grabplatte)
- Leuchter (im Mittelschiff vor der Orgel)
- Chorgestühl mit geschnitztem Bülow-Wappen auf der Rückseite (im südlichen Seitenschiff, mittig, ca. auf Höhe der Kanzel)
- Bülow-Fenster: Rosette und Gedenkfenster der Familie für die Kriegsopfer des 2. Weltkriegs (westliches Portal, direkt hinter der Orgel)
- eine Abbildung von Christus (südliches Seitenschiff, über dem westlichen Ausgangstor)
Nicht öffentlich einsehhbar sind:
- eine silberne Deckelkanne im Domschatz mit Bülow-Wappen
- ein Portal mit Säulen und Bülow Wappen (bis zur Verlegung des Domeingangs im westlichen Verbindungsgang von nördlichem Seitenschiff zum Kreuzgang; s. auch im virtuellen Rundgang des Ratzeburger Doms „Nördliches Seitenschiff 2“)
In einem Seitenraum vor der Orgel auf der linken Seite (Richtung Chor) befindet sich der Rahmen des barocken Altars mit Wappen, den Vetter Hartwig gestiftet und mit silbernen Apostelfiguren geschmückt hatte. Diese wurden zu Beginn des 19. Jh. gestohlen, übrig blieb nur die Christus-Figur, die bis heute im Hauptaltar steht.
Bülow-Fenster
Hinter der Orgel befinden sich die Rosette und die Gedenkfenster unserer Familie für die Kriegsopfer des 2. Weltkriegs. Diese sind seit den 1980er Jahren durch die gewaltige neue Orgel versteckt worden.
Das Landesamt für Denkmalspflege in Kiel schrieb dem Familienrat am 24. Februar 1970:
„Ich möchte noch einmal zum Ausdruck bringen, welch große Freude es mir war, gemeinsam mit Mitgliedern Ihrer Familie an dem Projekt der Westfenster des Ratzeburger Domes arbeiten zu können. Hier ist von der Familie von Bülow eine Aufgabe gelöst worden, die sich durchaus an der Seite der Stiftung Ihrer Vorfahren sehen lassen kann. Da ein derartiges Verhältnis zur Vergangenheit heute fast ganz erloschen ist, verdient das besondere Beachtung.
Der Landeskonservator Dr. Beseler“
Epitaph
Im Familienblatt von 1970 findet sich dazu:
„[Das Epitaph ist eine Arbeit vom in] Ratzeburg wohnhaft gewesenen Gebhard Jürgen Tidge, der im Dom noch andere bedeutende Werke geschaffen hat.
Das Denkmal, im Stil des beginnenden Barock aus Marmor, Alabaster und Holz gefertigt, zeigt im Mittelfeld die Aufrichtung der ehernen Schlange, darüber Simson mit den Stadttoren von Gaza (Richter Kap. 16), oben das Bülowsche Wappen. Hinter den Säulen befinden sich die gleichen Ahnenwappen wie auf der Grabplatte.
Hartwig, 1568 geboren, war schon 1571, also im Alter von drei Jahren, mit einer Domherrenstelle in Ratzeburg beliehen worden. 1599 trat er „in die Residenz ein“, d. h. nahm seinen Wohnsitz auf dem Domhof. Die Dechantenwürde, zu der er 1611 aufstieg, war nächst derjenigen des Propstes die höchste im Kapitel. Der Dechant war Vorgesetzter des übrigen Kapitels und leitete dessen Sitzungen und Arbeiten. Während des großen Krieges musste Hartwig dreimal (1625, 1621 und 1630) in der festen Hansestadt Lübeck seine Zuflucht nehmen. Nach einem langjährigen Streit mit dem Stiftshauptmann von Mandelsloh kam es zu einem Prozess zwischen Hartwig und Mandelsloh, der 1638 von der Juristenfakultät in Leipzig dahin entschieden wurde, dass Mandelsloh 500 Rtlr. an die Domkirche in Ratzeburg zahlen musste. Hartwig starb unvermählt 1639. Das Bülow-Buch von 1911 meint, dass die vorerwähnten Händel die Worte auf dem Epitaph erklärten: Mein Trauern hat Ursach. – 1963 wurde bei den Renovierungsarbeiten am Dom unterhalb des Grabsteins von Hartwig die Gruft und darin ein doppelter Holzsarg mit seinem Leichnam in einem mehrfach gelegten Leichentuch gefunden und ordnungsgemäß wieder bestattet.
Im Domschatz befindet sich noch eine silberne Deckelkanne mit der Inschrift „Ursula von Bülow 1604″ und dem Bülowschen und dem Dannenbergischen Wappen sowie den Buchstaben B. v. B. und G. v. D. Ursula war die Schwester des Domdechanten Detlof und die Tochter von Bartold von Bülow (III-12) und der Gödel von Dannenberg.
Henneke v. B. (VIII-230)“
Text unter dem Epitah: „Der wolehrwürdiger und Edler Herr Hartwig v. Bülow zu Pokrent erbgessessen, ist Anno 1568 am Dingstage nach Dionisi geboren, Anno 1574 Domherr geworden Anno 1611 der zwölfter Domdechand erwehlet Anno 1639 den 11. Iuni im festen Glauben an Christum gestorben, seines Alters im 71 Iahr, dessen Seele nunmehr in Gott ruhet.“
Grabplatte
Umlaufender Text, 1. Zeile: „Dem wolehrwürdiger und Edler H.Hartwich v Buelow zu Pokrent Erbgesisse A° M.D.LXIIX am Dingstag nach Dionysii geboren A° M.D.LXXI. Domherr geworden A° MDCIX in die Residenz alhir getrete A° MDCXI“
2. Zeile „Der zwölfter Domdechant erwehlet A° MDCXXXIX.XI Iuni in festem Glauben an Christi gestorben Dessen Corper an diesem Ort ruhet der fröhlichen Aufferstehung zum ewigen Lebe erwartend.“
Mittiger Text:
„Iesus spricht zu Martha
Iohan XI
Ich bin die Auferstehung und das Leben wer an mich glaubet der wird Leben ob er gleich sterbe.“
Es handelt sich demnach um Hartwig III-16. Der Dingstag ist Dienstag. Bei Dionysius handelt es sich um den Heiligen Dionysius und Bischof von Paris. Der Dionysiustag ist der 9. Oktober, der im Jahr 1568 auf einen Mittwoch fiel. Der Dienstag danach ist also der 15.10.1568.
Die Texte auf der Grabplatte finden sich in gekürzter Form am Epitaph.
Leuchter im Mittelschiff
Text auf dem Leuchter im Mittelschiff:
1. Zeile: „Dem Dreieinigen Gott zu Ehren und dieser Tuhmkirchen zunutz und Zier ist auf Stiftung des Weil And alhiesigen Herrn Thumdechands Hartwich von Bülow, von“
2. Zeile: „Dessen Verordneten Testamentrio Herrn Henrico Neumann Fürsten Mecklenb: Rath und Secretario diese Leuchter Crone anhero verschaffet worden“
3. Zeile: „Ratzeburg im Iahr Christi M. DC. LXXIIII.“
- Nördliches Seitenschiff, Richtung Osten, auf das Epitaph
- Blick vom Altar durchs Mittelschiff auf die Orgel
- Kreuzgang
Chorgestühl
Im rechten bzw. südlichen Seitenschiff steht ein Chorgestühl, auf dessen Rückseite sich ein geschnitztes Wappen befindet. Dieses wurde von Detloff v. Bülow, Hundorf (III-35, 1592-1662), einem Neffen von Hartwig angefertigt.
Beide waren Domherren in Ratzeburg und wurden zu Domdechanten gewählt, denen die Leitung der inneren Organisation des Domkapitels (Versammlungen, Wahlen) oblag.
Zu dieser Zeit waren die Domherren weltliche Würdenträger, die nicht dem Zölibat unterlagen und außerdem ihre Güter bewirtschaften und bewohnen konnten. Domherrenstellen waren also eine erfreuliche Pfründe. Allerdings war im westfälischen Frieden festgelegt, dass nach dem Tod des letzten Domherrn das Domkapitel geschlossen werden sollte. Das geschah 1683. Danach fiel des Landgebiet des ehemaligen Bistums Ratzeburg an den Herzog von Mecklenburg.
- „H Detlof v. Bulow Dechand“
Abbildung von Christus
Im südlichen Seitenschiff gibt es am östlichen Ende nach Süden ein Portal zu einer Vorhalle, über dem eine Abbildung von Jesus Christus hängt, die Hartwig v. Bülow 1638 hat erneuern lassen.
Text: „Ihesu Christi angesichts gestalt so H.Hartwig v. Bulow, Dechandt, Anno 1638 im Mey hat ernewren lassen.“
(Text: Detlev-Werner, Familienhistoriker; Text & Fotos: Friedrich)























