Grünhoff 2010
Der Nachfolgende Text und die Fotos über das Bülowsche Gut Grünhoff sind ein Auszug der Internetseite Cranz Westend aus dem Jahr 2012. Der Beitrag der russischen Journalistin Elena Plath stand unter dem Titel „Ferien an Russlands Bernsteinküste“. (Fotos wurden später hinzugefügt.)
Roschtschino (Grünhoff)
Im Dörfchen Roschtschino, 15 km westlich von Selenogradsk, steht eines der wenigen erhaltenen Schlösser im einstigen Nordostpreußen. Die meisten Adelssitze fielen dem Krieg und den Zerstörungswellen der Nachkriegszeit zum Opfer. 
Schloss Grünhoff wurzelt in bewegter Geschichte. Früheste Urkunden aus der altpreußischen Zeit belegen, dass hier schon 1323 ein Komtur seinen Sitz hatte, eines der größten Gestüte des Ordensstaates bewirtschaftend.
Friedrich Wilhelm II., Preußens „Großer Kurfürst“, ließ sich anstelle der alten Komturei ein Wohnhaus bauen für die Zeit zwischen den Jagden im Grünhoffer Forst, einem riesigen Waldgürtel südlich des Dorfes, in dem seinerzeit noch Elche, Wisente und Bären lebten. Ein Schloss war das um 1640 fertig gestellte „Churfürstliche Haus“ wohl noch nicht, das machte 1703 erst Friedrich I. draus. Zwei Jahre, nachdem er sich in Königsberg selbst zum „König in Preußen“ gekrönt hatte, ließ er Grünhoff durch seinen Baumeister Christian Friedrich Eltester zum Jagdschlösschen aufpeppen, mit ovalem Festsaal und Lustgarten. Doch auch dies war nur ein Intermezzo.
Seine große Zeit brach für Schloss Grünhoff erst an, als die Domäne 1815 in den Besitz von Friedrich Wilhelm Graf Bülow von Dennewitz gelangte – als königliche Ehrengabe für die Verdienste, die sich der tapfere Graf als preußischer General und Heerführer im Krieg gegen die napoleonischen Truppen erworben hatte. Graf Bülow von Dennewitz ging als dreimaliger Erretter von Berlin in die Geschichte ein, nahm an der Befreiung der Niederlande teil und zog 1816 hochdekoriert als Generalgouverneur von Ost- und Westpreußen in Königsberg ein.
Von seinem neuen Besitz hatte der General allerdings nicht mehr viel. Er starb kurz nach seiner Rückkehr nach Ostpreußen und wurde von seinem Sohn Albert in einer eigens erbauten Gruftkapelle im Park von Schloss Grünhoff bestattet.
Besagter Friedrich Albert Graf Bülow von Dennewitz war es auch, der das königliche Jagdschloss zwischen 1850 und 1854 im spätklassizistischen Stil umgestalten und beträchtlich ausbauen ließ, nach Entwürfen des Königsberger Baumeisters Mohr. Im Samland-Wanderführer von 1926 schwärmt Rudolf Brückmann von „dem hübsch gelegenen Rittergute“ und dem „Schlosspark mit schönen Baumgruppen“ sowie dem „Mausoleum des aus der Zeit der Freiheitskriege berühmten Generals“.

Das alles ist heute nur noch zu ahnen, aber immerhin: Das Schloss steht noch. Den Krieg soll es halbwegs unbeschadet überstanden haben, zu sowjetischer Zeit nutzten es die neuen Herren unter anderem als Kindergarten und Landambulatorium. (siehe Beitrag von Vetter Manfred (X-587 60. Familienblatt 1994/95. ) In den chaotischen 1990er Jahren brach die medizinische Versorgung zusammen, das Ambulatorium wurde geschlossen und zog aus. Nun stand das Schloss leer, begann bald zum Ziel von Vandalismus und Plünderungen zu werden und verfiel in beängstigendem Tempo.
In buchstäblich letzter Minute fand es 2010 einen neuen Eigentümer, ein Privatmann aus Kaliningrad will das Schloss und den völlig verwilderten Park angeblich originalgetreu wieder aufbauen. Über die künftige Nutzung ist noch nichts bekannt, passiert ist bisher wenig, doch wenigstens gegen Einbrüche und weiteren Verfall gesichert ist das Baudenkmal inzwischen.
Vom 1945 zerstörten Mausoleum des Generals im Gallwald östlich von Gut Grünhoff sind nur noch einige Trümmer vorhanden, unter anderem ein Stein mit der Jahreszahl der Fertigstellung der achteckigen neugotischen Grabkapelle: 1843. Wege gibt es in dem verwilderten Gutswald kaum noch, man findet die Stelle des Erbbegräbnishains am besten, wenn man sich an den großen Eichen orientiert. Sie säumten einst eine Allee.











